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S 25 Halbmarathon in Berlin

14.05.2023, Laufbericht vom Deutschlands ältestem Citylauf

Halbmarathon in Berlin? Warum gerade Berlin, wo doch der Großraum Frankfurt auch sehenswerte 21-Kilometer-Läufe bietet. Es ist eben Berlin, unsere Hauptstadt mit über 3,5 Millionen Einwohnern. Äußerst sehenswert, genauer gesagt, wer noch nie in Berlin war, um das einzigartige Flair zu genießen, hat etwas in seinem Leben versäumt.

Als BELC-Redakteur der globusumspannenden Vereinsläufe erinnerte ich mich im letzten Jahr an einen im Jahr 2017 geschriebenen Bericht vom Berliner BIG25 im Mai. Da mir die Stadt seit meinem letzten Besuch 2019 ans Herz gewachsen ist, erfolgte im November 2022 die Anmeldung für den Halbmarathon am 14. Mai. Es war leider keine geräuschlose Anreise zum Event, denn es schwebte die Streikankündigung 15. und 16. Mai wie ein Damoklesschwert über ihr. Es erfolgte darum nach Ankunft eine sofortige Verlängerung des Aufenthaltes.

Schon im Vorfeld erhielt ich per Mail in regelmäßigen Abständen vom Ausrichter die aktuelle Situation im von unzähligen Baustellen geprägten Berlin. So war es nicht verwunderlich, dass ca. 4 Wochen vor dem Startschuss die überfällige Streckenänderung bekannt gegeben wurde. Wegen der Kaiserdammsperrung (Absenkung der Fahrbahn) gab es eine Umleitung über die Kantstraße, mit dem Ergebnis, dass die Strecke eben mal gerade 400 Meter länger wurde, hiervon betroffen der Halbmarathon und die 25 Kilometer. Diese beiden Distanzen gehen somit in die Geschichte als „Berliner Halbe (21,5 km)“ und „S 25,4 Berlin“ ein.

Die Erinnerung an einen schönen Lauf

Die Erinnerung an einen schönen Lauf

Wie erging es mir: Wohnhaft gemäß Empfehlung unterhalb des Kuhdammes mit kurzem Weg zum Savignyplatz machte ich mich schon deutlich vor 9 Uhr auf den Weg zur S-Bahn. Am Olympiastadion angekommen erwartete mich eine sehr schöne Überraschung. Beim Aussteigen aus dem Wagon stieße ich mit zwei Frauen ungewollt (!) zusammen, die mit mir Ende November 2022 bei der Laufreise nach Zypern dabei waren. Es entwickelte sich eine angenehme Nähe und netter Plausch beim Gang zum Startbereich.

Die Nervosität stieg langsam an. Der Start um 10 Uhr rückte näher. Der Stadionsprecher sprach von ungefähr 8500 Teilnehmern, ein Fest des Laufsports. Mit besonderem Nachdruck wies er auf die Topografie hin. Es ging nämlich die ersten 4 Kilometer bergab, hier sollte man moderat mit der Laufgeschwindigkeit umgehen. Denn auf den letzten 4 Kilometern musste man den Berg zum Ausgangspunkt zurück wieder hochlaufen. Nach dem Start vor dem Olympiastadion ging es diesmal am Theodor-Heuss-Platz nicht auf den Kaiserdamm, sondern auf die Masurenallee – und über die Neue Kantstraße auf die Kantstraße. Nach den „traditionellen Stationen“ Siegessäule, Tiergarten (der Dschungel von Berlin), Potsdamer Platz, Kurfürstendamm und Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gab es eine weitere kleine Neuerung: Auf dem Olympischen Platz bogen die Läufer nicht nach links, sondern nach rechts ab in den Olympiapark. Dort ging es über den Zugang „TG Nord“ ins Olympiastadion – und auf der berühmten blauen Bahn ins Ziel.

Alfred auf der Strecke in Berlin

Alfred auf der Strecke in Berlin

Die Sonne brannte beim Start auf der Haut, der Fahrtwind der 4-km-Bergabpassage sorgte für keine Linderung. Wir starteten zusammen, alle Teilnehmer der 10-, 21- und 25-km-Läufe. Ich nahm mir vor, so etwas wie einen Sightseeinglauf zu veranstalten. Aber, die Beine befahlen mir etwas anderes. „Da war aber nicht viel Zeit zum Sightseeing“ urteilte eine Daheimgebliebene auf der Couch. Natürlich, wenn Ehefrau, Schwägerin mit Mann am Kuhdamm an der Strecke stehen, muss man entspannt und glücklich lächelnd diesen Anfeuerungshotspot in hohem Tempo passieren. Bei den letzten vier Kilometern wurden die immer noch vorhandenen letzten Körner (reichten für ein paar Brote) mobilisiert. Unangenehm fühlte sich nur das Passieren des Kilometers 20 an, als zwei auf der Straße liegende Läufer ärztlich versorgt werden mussten. Dann, der abfallende Tunnel in das Olympiastadion war erreicht, die letzten Kräfte auf der herthablauen Tartanbahn aktiviert, das Ziel mit einem gequälten Lächeln passiert. Geschafft, die Medaille baumelte um den Hals. Das anschließende Ersteigen der Stadiontreppen gestaltete sich, na ja, etwas schwierig. Auf dem Freigelände warteten Ehefrau und Verwandtschaft, feiernd mich mit Getränken versorgend.

Alfred im Olympiastadion

Alfred im Olympiastadion

Ein toller Lauf endete an diesem Sonntag im Mai. Überrascht konnte ich in die Ergebnisliste schauen und feststellen, dass meine erzielte Zeit für die 21,5 Kilometer 1:54:40 h betrug und ich die Altersklasse M70 auf Platz 1 von 13 abschloss. Das Passieren der 21,1 km Punktes ergab eine Zeit von 1:52:45h. Meine zweitbeste Zeit nach dem HM im März. In der Gesamtwertung Männer Platz 326 von 944. Nicht zu unterschlagen die zu bewältigenden 170 Höhenmetern, die eine bessere Zeit verhinderten. Die Reise nach Berlin incl. der Verlängerung hatte sich wirklich gelohnt.

Noch ein paar nackte Zahlen: Über die 10 km nahmen 1884 Personen teil, über 21 km 1474 und über 25 km 2261 Personen. Die Orgaabteilung zeigte sich sehr zufrieden. In Berlin, so hörte ich, gäbe es im Jahr 2024 im September einen Marathon. Muss ich einmal verfolgen, könnte interessant werden.