8. Eschathlon 2021 – der Eschborner Halbmarathon

Endlich war es soweit, der 3. Oktober 2021 versprach folgendes: Nach der langen Corona-Pause ein Lauf, der live und in Farbe durchgeführt wurde, anstatt nur virtuell. Auf nach Eschborn! Dies ist fast ein Heimspiel für mich, da mein Büro nahe Eschborn-Süd gelegen ist und ich in den vergangenen Zeiten, in denen der Arbeitnehmer noch ins Büro ging, häufig Feierabendrunden in der Gegend gedreht habe. Zwei Halbmarathons habe ich in meinem Leben bereits absolviert, den Mainuferlauf in Offenbach (2 Stunden, 15 Minuten) und einen Lauf in Eigenregie in Corona-Zeiten (begleitet vom Ehemann auf dem Rad zum Wasser reichen) ebenfalls am Main (2:11h).

Es reizte mich natürlich, die 2-Stunden-Grenze zu knacken, aber war dies zu schaffen? Nach meinen Leistungen der vergangenen Wochen erschienen mir 2 Stunden, 5 Minuten plausibel und machbar. Der Eschathlon wird vom Veranstalter sehr effizient organisiert. Die Strecke ist eine lange, schmale Runde, die zweimal gelaufen wird, der Start ist mittig in Eschborn Downtown und die äußersten Wendepunkte sind jeweils Eschborn-Süd (Nähe S-Bahn) im Süden und Niederhöchstadt im Norden. Richtung Süden geht es leicht bergab, Richtung Norden leicht bergan. Das ist nachvollziehbar, denn da ist ja auch gleich der Taunus. Überall sichern Streckenposten die Abbiegungen und Kreuzungen und der Verkehr wird gestoppt.

Christine im Ziel

Christine im Ziel

Es gab Pace Maker, eine sehr gute Einrichtung, wie ich finde. Ich hatte die Wahl zwischen Dirk für 1 Stunde, 59 Minuten und Jens für 2 Stunden, 9 Minuten. Wen also nehmen, wenn man 2 Stunden und 5 Minuten laufen will? Ich entschied mich für Jens, die konservative Variante, da blieb mir die Option, ihn in der 2. Runde zu überholen. Lieber langsamer anfangen, wie man immer sagt …. So ging es los, Jens gab sich viel Mühe und erklärte uns unterwegs noch die Sehenswürdigkeiten: Er konnte die einzelnen Taunushügel benennen (Feldberg und Altkönig hätte ich auch selbst hingekriegt; es ging allerdings eher um die kleineren Hügel) und er wies auf die Figurenausstellung „Alltagsmenschen“ im Park hin. Aber da konnte ich fachlich durchaus mithalten, denn ich habe ähnliche Ausstellungen schon in Nordrhein-Westfalen gesehen, wo die Künstlerin herstammt. Nach soviel Erdkunde und Kunst kam nach etwa 6 Kilometern der erste Trinkstopp, aber ganz gegen meine Gewohnheit hatte ich gar keinen Durst und bin weitergelaufen. Da Jens auf die Trinkfreudigen der Gruppe wartete bzw. abbremste, fand ich mich plötzlich ohne Jens und neben „Tanja-172“ wieder. Ich frage mich, warum die Namen und Startnummern bei Läufern immer auf Brust oder Bauch sitzen, so muss man die Leute immer erst überholen und auf Brust und Bauch starren, um sie dann mit Namen ansprechen zu können, ist irgendwie unpraktisch. Rückennummern finde ich besser. Jedenfalls hatte Tanja die Startnummer 172, ich die 58 und so sind wir zwei plötzlich zusammengelaufen und haben die erste Runde vollendet. Wir sprachen noch ein wenig („Wo läufst Du so? Bist Du im Verein?“) und begannen zusammen die zweite Runde. Da die erste Runde genau 10 km lang war, gab es in der zweiten Runde einen Schlenker, um auf die Halbmarathondistanz zu kommen. Dieser Schlenker führte bei Kilometer 14 über einen unangenehmen Anstieg (zugegeben: nicht die Röhrborngasse, aber es fühlte sich trotzdem sehr steil an). Dort musste ich mich etwas zurückfallen lassen. Wir liefen mittlerweile im Windschatten von zwei breitschultrigen jungen Männern. Aber da drehte sich Tanja sofort um, feuerte mich an und beschloss für uns, dass wir natürlich gemeinsam ins Ziel laufen würden. Widerspruch zwecklos! Und dann lief sie in ihrem schönen gleichmäßigen Tempo weiter, ca. 5 Minuten, 30 Sekunden im Schnitt. Jetzt hatte mich der Ehrgeiz gepackt, ich katapultierte mich wieder in den Windschatten der Herren und direkt neben sie und dachte mir: Augen zu und durch, du läufst jetzt einfach genauso weiter. Es waren noch sieben Kilometer. Gespräche habe ich ab dem Zeitpunkt nicht mehr geführt, ich habe mich auf Rhythmus und Schrittlänge meiner Entourage konzentriert und versucht, ruhig weiter zu atmen. Tanja lief fröhlich und entspannt neben mir, der Ehemann, mein treuer Fan, reichte noch ein Getränk von der Seitenlinie, und so sind die schnelle Tanja und ich tatsächlich zusammen ins Ziel gelaufen: offizielle Zeit nach Messung: 2 Stunden, 36 Sekunden. Im Sprachgebrauch runde ich bei meinen Erzählungen großzügig auf glatt 2 Stunden ab. Ich denke, das ist vertretbar.

Die große Überraschung ereilte mich zu Hause, als ich nach den offiziellen Ergebnissen schaute: Ich war erste meiner Altersklasse geworden! Ich kann es auch verraten, es ist die Altersklasse W 45 und es waren neun Frauen in dieser Klasse. Natürlich habe ich auch geschaut, wie meine treue Begleiterin Tanja abgeschnitten hat. Sie ist Altersklasse W 50 und ist mit der gleichen Zeit wie ich nur Neunte von zehn Damen geworden! Die Damen jenseits der 50 sind also schneller gelaufen als die Damen zwischen 45 und 50. Das hätte ich nicht vermutet, ich dachte immer, je jünger, desto schneller. So kann man sich irren, aber das sind gute Nachrichten, mit steigendem Lebensalter kann also die Laufgeschwindigkeit zunehmen, so die Quintessenz dieses Laufes.

Für die Zukunft: Der Eschathlon findet in Nicht-Corona-Zeiten in der Regel am 3. Sonntag im Juni statt. Falls Ihr auch mal Lust habt.
Hallo → Lust ist immer da bzw. der Geist ist willig, aber die Beine knicken um.

Viele Grüße, Christina

P.S.: Leider kam es gegen 12 Uhr zu einem tragischen Verkehrsunfall an der Strecke, wobei eine Helferin aus Frankfurt verstarb. Das laufende Renngeschehen wurde daher abgebrochen.