Rhein-Ruhr-Halbmarathon in Duisburg
12. Juni 2022; von Christina Vennemann
“Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, läuft’s sich schneller, viel schneller als man glaubt ….” (angelehnt an Herbert Grönemeyer)
Als Kind des Ruhrgebiets dachte ich mir, es sei doch an der Zeit, einen Halbmarathon im „Pott“ zu laufen. Terminlich passte mir Duisburg wunderbar in den Kalender, nicht zu früh im Jahr (also genug Zeit, zu trainieren) und nicht zu spät im Sommer (zu heiß). Außerdem habe ich einige Freunde und Familie im Umkreis wohnen, sodass die entsprechende Fangemeinde zum Anfeuern kommen konnte.
Es haben 4.317 Läuferinnen und Läufer an dem Event teilgenommen, der sich auf die Wettbewerbe Marathon, Halbmarathon und Staffelmarathon verteilte. Start und Ziel war die Schau-ins-Land-Arena, also das Stadion vom MSV Duisburg. Für die Fussballinteressierten unter Euch: Der MSV Duisburg gehörte (wie natürlich der BVB und die Eintracht) zu den Gründungsmitgliedern der Fußball-Bundesliga. Das haben sie den Bayern voraus! Wer ist Bayern?
Aber nun zurück zum Laufen: Ich habe am Vortag die Startnummer abgeholt und den Zieleinlauf inspiziert. Das war die Ruhe vor dem Sturm. Am nächsten Tag wurde es ernst. Die Anreise erfolgte problemlos mit der S-Bahn und dem 9-Euro-Ticket von Hilden, wo mir die Verwandtschaft ein schönes Frühstück serviert hatte. Rund um das Stadion gibt es weitere Sportanlagen (z.B. Seen zum Training für Ruderer), daher erfolgte der Start in schattigem, grünen Umfeld. Angefeuert wurden wir durch rassige Tänzerinnen. Dies erfreute insbesondere die begleitenden Fans (in Fachkreisen Lustmolche genannt).
Ich suchte mir einen Pacemaker, eine junge Frau, die den Halbmarathon in 2 Stunden laufen sollte und zwei rote Ballons bei sich trug, damit man sie sehen konnte. Leider hat sie die Ballons direkt nach dem Start verloren, und da sie klein und zart war (wenig gegessen), hatte ich kaum Chancen, sie im Blick zu behalten. Sehr schade, so war ich auf mich allein gestellt und musste selbst auf die Zeit achten.
Nach einem Kilometer verließen wir alsbald die schattige Umgebung und die schönen Baumalleen und bogen in die Innenstadt ein. Da merkte ich erst einmal, wie warm es war. Eigentlich waren es nur um die 25 Grad Celsius, aber auf dem Asphalt stand die Hitze so richtig, und sie wurde auch mächtig von den Häuserwänden reflektiert. Also habe ich gleich am ersten Getränkestopp nach 5 km zugegriffen. Aber es zeigte sich, auch Trinken (außerhalb von Bars und Restaurants) will gelernt sein. Jedenfalls schüttete ich mir beim Laufen ziemlich viel Wasser in die Nase und in den Ausschnitt, weniger in den Mund, wie eigentlich geplant. Aber egal, es standen ja noch Versorgungsstationen an. Mittlerweile hatte ich zwei Mitläuferinnen gefunden, die „Rhein-Erft-Runners“, die ein solides Tempo liefen und nach meinem Gefühl auch die zwei Stunden anstrebten. Also habe ich mich in deren Windschatten gehängt und weiter ging‘s.
Bei Kilometer 9 Anfeuerung vom Ehemann und Freunden! Ich lag gut in der Zeit, aber die Hitze drückte mächtig. Daher bin ich bei der nächsten Versorgungsstation kurz stehen geblieben und habe vernünftig getrunken, d.h. das Wasser lief endlich in den Mund. Das hat mindestens zehn Sekunden gekostet, aber was soll‘s, es nützt ja nichts, wenn man wegen Wassermangels nicht ankommt. Danach führte die Strecke durch reine Wohngebiete mit Einfamilienhäusern und großen Gärten. Viele Anwohner saßen oder standen an der Straße zum Anfeuern. Viele hatten auch Gartenschläuche parat bzw. sie hatten ihre Rasensprenger aufgestellt. Wie praktisch! Ein Kind hat mich mit seinem Gartenschlauch etwas massiv „bearbeitet“, ich hätte auch in den Wet-T-Shirt Contest wechseln können (das war aber kein jugendfreier Lauf!!), aber egal, das Kind hatte einen Riesenspaß und ich war eh schnell getrocknet. Bei Kilometer 14 kam ein Hauch Monotonie auf, aber bevor ich auf bleierne Gedanken („Mann, ist das zäh…“) kommen konnte, kam von hinten der führende Marathonläufer der Herren. Er wurde durch Lautsprecher angekündigt und hatte Begleitmotorrad und Auto dabei. Etwa zehn Sekunden lang konnte mich hinter dem Motorrad wie die Führende fühlen, aber dann kam der Läufer in einem Affenzahn vorbeigelaufen. Für mich war das Sprint, keine Chance auch nur Sekunden mitzuhalten.
Und eh ich mich versah, war auch schon Kilometer 18 erreicht, und ich habe meine Geschwindigkeit erhöht, denn gefühlsmäßig wurde es etwas eng mit dem Zweistundenziel. Die letzten drei Kilometer führten wieder an schön schattigen Alleen entlang, so fiel die Beschleunigung leichter. Den Zieleinlauf im Stadion habe ich sehr genossen, ich lief quasi parallel mit der führenden Frau des gesamten Marathons ein, insofern herrschte prächtige Stimmung.
Und das Ergebnis? Strava rechnet sehr großzügig, laut Strava bin ich 2 Stunden und 18 Sekunden gelaufen. Ich vermute, Strava hat die Getränkestandzeiten herausgerechnet. Aber wir sollten uns besser an der offiziellen Zeit orientieren. Diese beträgt 2 Stunden und 48 Sekunden laut offizieller Ergebnisliste. Insgesamt sind 485 Frauen beim Halbmarathon gestartet. Ich habe Platz 137 belegt, in der Altersklasse Platz 27 von 70 Starterinnen. Die schnellste Frau hat 1 Stunde und 22 Minuten gebraucht (unfassbar!), die langsamste war 3 Stunden und 34 Minuten unterwegs. Die war vermutlich zwischendurch Eis essen und hat ein paar Alt getrunken.
Fazit: Ich bin sehr zufrieden! Es hat viel Spaß gemacht, und beim nächsten Mal bin ich bestimmt 48 Sekunden schneller. Im Ziel gab es Getränke, eine Banane, einen Mundschutz und eine Rose !!!! Nach dem Rennen habe ich meine Fangruppe zum Pizzaessen eingeladen, das war ein schöner Abschluss.
Nachwort: Der 39. Rhein-Ruhr-Marathon war ein großer Erfolg und ein gelungener Re-Start nach zwei Jahren Corona-Pause. Der Stadtsportbund Duisburg und der LC Duisburg waren mit dem Erfolg dieses Events sehr zufrieden.