Ffm23 Panorama

40. Mainova Frankfurt Marathon

29. Oktober 2023

Wenn am Sonntag, den 29. Oktober 2023, selbst eine hochgestellte Persönlichkeit vor den heimatlichen Domizilen von Ute Rühl, Corina Lucke, Roberto Sborzachi, Oliver Scheunig, Wolfgang Lux, Olivier Lautenschläger, Dirk Buchholz und Alfred Traue vorstellig geworden wäre, das Ergebnis wäre immer gleich ausgefallen. Nicht daheim anwesend, jedoch anwesend im Bereich der Frankfurter Festhalle. Denn die oben aufgeführten sportlich ambitionierten Damen und Herren wollten beim Frankfurt Marathon eine sehr gute Figur mache. Ein Marathon, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum feierte. Der Mainova Frankfurt Marathon ist mit dem World Athletics Elite Label ausgezeichnet und befindet sich im erlesenen Kreis der erstklassigsten Marathonläufe weltweit, entsprechend hoch hängen die Trauben.

Vor dem Lauf konnten Ute, Corina, Oliver, Olivier, Wolfgang, Alfred, Roberto und Dirk noch lachen.

Vor dem Lauf konnten Ute, Corina, Oliver, Olivier, Wolfgang, Alfred, Roberto und Dirk noch lachen.

Ute, Roberto, Corina, Dirk und Alfred freuen sich auf das, was kommt.

Ute, Roberto, Corina, Dirk und Alfred freuen sich auf das, was kommt.

Frankfurt kann sich rühmen, der älteste deutsche Stadtmarathon zu sein. Ein halbes Jahr älter als der Berlin Marathon, Frankfurt im Frühjahr des Jahres 1981, Berlin Ende September 1981. In den ersten fünf Jahren fand Start und Ziel bei der damaligen Hoechst AG statt. 1986 fiel der 6. Marathon wegen Nichtvorhandenseins eines Sponsors aus. Erst 1987 ging es weiter, allerdings war vieles neu: Der Termin wanderte vom Frühjahr in den Herbst, die Stadt Frankfurt war selbst Veranstalter und die Messe Frankfurt ersetzte als Start- und Zielort die Farbenfabrik. Vieles hat sich in den vergangenen 20 Jahren verändert, herausragend die Zielverlegung in die Frankfurter Festhalle im Jahr 2003.

Oliver, unser schnellster Mann

Oliver, unser schnellster Mann

Bei Corina beißt sich durch ihren zweiten Marathon im Herbst 2023.

Bei Corina beißt sich durch ihren zweiten Marathon im Herbst 2023.

Der Termin am letzten Sonntag im Oktober liegt insofern günstig, dass man ein Hitzerennen ausschließen kann, doch kann es auch schon mal – wie in diesem Jahr – ungemütlich werden. Vor allem ist der Wind immer Thema in Frankfurt, der sich in den Hochhausschluchten besonders bemerkbar machen kann. Die Jubiläumsaustragung litt vor allem durch den Regen vor dem Start, der für Pfützen auf dem Asphalt sorgte. Dass bei nasskalten Bedingungen so mancher Zuschauer sich lieber darauf verlegte, die TV-Live-Übertragung zu verfolgen, als sich selbst an die Strecke zu begeben, ist nachvollziehbar. Doch war nun einmal alles angerichtet und Sport unter freiem Himmel ist eben auch vom Wetter beeinflusst. Das traf aber nicht beim BELC zu. Man sah regenschirmbewehrt Ingo und Julia, Pasquale als Partyfotograf, ebenso Elke und Manfred.

Die Ergebnisse der BELC 89 Teilnehmer
Name AK Gesamtzeit HM1 HM2
Corina W45 4:14:20 h 2:05:50 h 2:08:30 h
Ute W60 4:37:19 h 2:14:42 h 2:22:37 h
Oliver M40 3:25:27 h 1:36:48 h 1:48:39 h
Alfred M70 4:14:28 h 2:07:21 h 2:07:07 h
Dirk M60 4:31:48 h 2:05:58 h 2:25:50 h
Olivier M45 4:05:37 h 1:57:13 h 2:08:24 h
Roberto M55 4:14:20 h 1:59:39 h 2:14:47 h
Wolfgang M55 3:51:21 h 1:52:06 h 1:59:15 h

 

Es meldeten sich einige Teilnehmer des Vereins, um ihre Gefühle, ihre Erlebnisse in Worten ausdrücken zu können:

Corina

(Unsere Corina hatte die zündende Idee, ihre Gedanken in einer etwas anderen Form zu Papier zu bringen.)

M – Manch einer denkt, die sind bekloppt
A – auch wenn die Beine schwer werden
R – Regen, Regen, Regen
A – Am Ende sind es immer 42,195 km*
T – Tolles Erlebnis mit den Vereinskollegen** ***
H – Hauptsache gut ins Ziel kommen
O – Oktober zur Zeitumstellung
N – Number 10 in FFM für mich

* A → Wo doch die Originalstrecke Marathon – Athen < 42km ist.
** T → Am dollsden ist immer noch der Aftermarathon im Rad.
*** T → alldieweil wir uns gut verstehen

Roberto

Roberto - mit guter Laune Richtung Ziel

Roberto – mit guter Laune Richtung Ziel

Nach 16 Wochen diszipliniertem Training und gewissen kulinarischen Enthaltsamkeiten war ich für mein bevorstehendes Marathonabenteuer am 29. Oktober 2023 guter Dinge. Guter Dinge dahingehend, dass ich meine Zielzeit von unter 4 Stunden, genau gesagt 3:59 h und ein paar Sekunden erreichen werde. Ich kam gut durch die einzelnen Trainingsmonate, ohne große Blessuren, immer wieder einmal mit Alfred eine längere Strecke in Angriff nehmend. Am Sonntag früh vor dem Start war es kühl und noch trocken. Nach dem obligatorischen Vereinsfoto und einer kleinen Aufwärmeeinheit reihte ich mich in meinen Startblock ein. Es lief eigentlich bis km 30 alles super, konnte die Zwischenzeiten gemäß Plan einhalten, traf unterwegs Olivier, ein Teilstück zusammen gelaufen, verlor ihn dann aus den Augen, bis ich in Hoechst wieder zu ihm aufschließen konnte.

Dann kamen die Schmerzen im unteren Gesässbereich, die immer stärker wurden. Meine Laufgeschwindigkeit nahm ab und ich musste drei Gehpausen einlegen. Der Lauf Richtung Ziel war eine Quälerei. Bei Kilometer 41 klopfte mir jemand auf die Schulter – ein bekanntes Gesicht! Es war Corina, die zu mir aufgeschlossen hatte. Wir beschlossen, zusammen die Ziellinie zu überqueren. Die Schmerzen waren auf einmal weg. Ein bewegender Moment, ich hatte es trotzdem geschafft. Es sprang eine persönliche Bestzeit heraus. Die Strecke hätte aber nicht länger sein dürfen.

Als ich dann in der Ergebnisliste sah, dass bei der Zeit von Corina mit 4:14:20h ich nur 6 Sekunden langsamer war und Alfred 2 Sekunden hinter mir ankam, dachte ich mir: Wären wir drei zusammen im gleichen Startblock losgelaufen, so hätten wir gemeinsam ins Ziel laufen können. So tranken wir drei dann halt am Abend gemeinsam zwei Halbe, sind ja irgendwie auch in der Summe 42 km.

Wolfgang

Wolfgang läuft mit Genuss.

Wolfgang läuft mit Genuss.

Olivier fühlt sich auch bei diesem Wetter wohl.

Olivier fühlt sich auch bei diesem Wetter wohl.

Wohl jeder der vom BELC angetretenen Läufer hatte sich ein besseres Wetter gewünscht. Aber da nun einmal jeder die gleiche Bedingungen vorfand, war Jammern zwecklos, da musste man durch. Es ist sinnlos, dem Schicksal zu grollen. Es nimmt keine Klagen an.

Mein Ziel war es einfach, nach meinem von Krämpfen geplagten 2019er Marathon (meine erste Teilnahme in Frankfurt) trotz der widrigen Umstände ein besseres Ergebnis als 4:02 h zu erlaufen. Ich setzte mir in diesem Jahr das Ziel, trotz der nicht problemlos verlaufenden Vorbereitung, diesmal unter 4 Stunden zu bleiben. Und für die nächsten Jahre auch weiterhin bei der Endzeit eine 3 an erster Stelle vorweisen zu können, vorausgesetzt das die Gesundheit bleibt und der Körper diese enorme Belastung akzeptiert. Mit meiner diesjährigen Zeit von 3:51 h war ich sehr zufrieden.

Alfred

Auch Alfred ist mit nassen Füßen unterwegs.

Auch Alfred ist mit nassen Füßen unterwegs.

Mit dem Thema “Marathon – Ja oder Nein” setzte sich Alfred schon längere Zeit auseinander. Erstmalig im 4. Jahr seiner BELC-Zugehörigkeit, als er 2013 beim seinem Halbmarathondebüt die Ziellinie überschritt. Die Jahre vergingen, es blieb beim Zuschauen an der Hauptwache. Irgendwie merkte er 2022, das man sich mit den 42 Kilometern doch einmal intensiver auseinander setzten könnte, nicht nur gedanklich, sondern auch trainingsaktiv.

Die Teilnahme an einem Preisausschreiben im Frühjahr bescherte ihm einen Freistart bei den Skylinerunnern. Mitte Juli begann die Vorbereitung mit einem ausgeklügelten Trainingsplan von René. Eine Woche Training in Polen an der Ostsee gab ihm noch einmal einen richtigen Schub. In Roberto fand er einen kollegialen Laufpartner, mit dem er immer wieder einen längeren Lauf absolvieren konnte. Denn von A bis Z seinen Plan alleine abspulen ist weniger effizient. Hin und wieder beim gemeinsamen Lauf Erkenntnisse auszutauschen, auch wenn unterschiedliche Konditionsstände vorliegen, halte ich für angebracht und produktiv.

Dirk kann noch lachen.

Dirk kann noch lachen.

Der 29. Oktober nahte, im Vorfeld traten Blessuren auf und sorgten für Kopfzerbrechen. Der zu erwartende Starkregen drückte auf die Stimmung. Dies änderte sich vor dem gemeinsamen BELC-Foto in der Festhalle. Besondere Freude bereitete ihm anschließend das Treffen mit drei sehr netten Damen seines Gymkurses in Bonames, wobei eine Frau mit ihm die ersten 2 km zusammen lief.

Ute freut sich auf die Festhalle.

Ute freut sich auf die Festhalle.

Einfach loslaufen, kontrolliert, nicht zu schnell, es ist doch nur ein langer Lauf. Das Wetter hielt, die Frisur auch, der Durst hielt sich sehr in Grenzen. Es fanden sich bei Kilometer 4 sehr schnell 2 Läufer gleichen Alters, Jahrgang 1949: Der eine von Spiridon wollte mit seiner 25. Marathon-Teilnahme seine Laufkarriere beenden, der andere von BELC/Skylinerrunner fing erst an. Ein überaus gleichmäßiger Lauf bis Kilometer 30. Als dann der Regen immer stärker wurde, konnte Alfred sein Tempo ab Kilometer 35 erhöhen. Insgesamt lief er die zweiten 21 km schneller als die erste Hälfte. Immer wieder schwappte das kalte Wasser der Regenpfützen in seine Schuhe. Der Tunnelblick setzte ein.

 
Zwei glückliche Medaillengewinner

Zwei glückliche Medaillengewinner

Die Festhalle - der wahrscheinlich schönste Zieleinlauf auf der ganzen Welt

Die Festhalle – der wahrscheinlich schönste Zieleinlauf auf der ganzen Welt

Irgendwann dann eingebogen in die Fr. Ebert Anlage, der Ehefrau am Straßenrand kraftlos zugewunken, noch eine Linkskurve, danach durch den ca. 8-10 cm tiefen Festhallensee (eine große Pfütze über die gesamte Breite der Laufbahn), richtig reingetreten und noch einmal die Schuhe volllaufen lassen, und dann sah man ihn, den roten Teppich mit dem Ziel im Hintergrund. Es war geschafft, die Arme blieben unten, wo ist meine Medaille. Hannah gab sie mir freudestrahlend. Jetzt merkte ich erst, wie schwer die mit Wasser vollgesogene Kleidung war. Stellte mich aber nicht auf die Waage.

Welche Freude bereitete zuhause die Badewanne, mit umgehängter Medaille und einem Heißgetränk, die Seifenblasen beobachtend und mit der Welt im Reinen seiend, aber noch nicht an eine Wiederholung denkend. Warten wir, wie viel Wasser noch den Main hinunter fließt.

Die 8 Sieger vom Belc im Rad

Die 8 Sieger vom Belc im Rad

Was blieb, waren zufriedene Gesichter, jeder war mit sich im Reinen, die kalten nassen Füße waren vergessen, die Gesäßmuskel wieder entspannt, die Laufschuhe zum Trocknen aufgehängt, den Topf Nudeln gegen die Schweinshaxe eingetauscht. Bei einigen geisterte sogar schon FFM 2024 in den Hirnwindungen herum. BELC wird auch im kommenden Jahr wieder eine schlagkräftige Truppe auf die Beine stellen. Bis dahin dürfte die Strecke dann komplett überdacht werden (Wunschdenken, aber unbezahlbar). Für einige ist der Marathon am Main ein Lebensbegleiter, für andere die große Bühne für ein einmaliges Ereignis, wobei aus dem einmaligen Erlebnis ein Gewohnheitserlebnis wird, wobei man dann durchaus zum Gewohnheitstäter werden kann. Aber, ab einem gewissen Alter tut auch die Freude weh.