38. Mainova Frankfurt Marathon 2019

Ein mit dichterischer Freiheit sorgfältig recherchierter Bericht

Seit Anfang Oktober stieg in den Läuferkreisen im In- und Ausland die Spannung kontinuierlich. Der Frankfurt-Marathon stand an. Jeweils am letzten Sonntag im Oktober zieht er weit über 10.000 Starterinnen und Starter in die Main-Metropole. Die deutschlandweit nur in Frankfurt erscheinende Zeitung „Rhein-Main Extra Tipp“ überschrieb ihren Marathon-Vorbericht mit dem Satz: „Heute spielen sich in Frankfurt wieder Dramen ab“. Dies mag für viele Möchtegernmarathonis zutreffen, aber nicht für die Starter der Bergen-Enkheimer Laufclubs BELC89. Denn Ute Rühl, Corina Lucke, Reinhard Stier, David Drew, Wolfgang Lux, Roberto Sborzacchi, Oliver Scheunig und Dr. Martin Abesser hatten sich gewissenhaft auf ihren Laufhöhepunkt 2019 vorbereitet. Auch Lennox Miche hatte nach Auskunft seines Vaters René ein ordentliches Training für den Minimarathon absolviert.

Das erweiterte Belc-Team vor dem Start

Unser hochgeschätztes englisches Vereinsmitglied und Weltenbummler David Drew überraschte uns mit zwei kanadischen Gastläufern. Kim Moore und Hugo de Rosnay reisten extra wegen ihrer Teilnahme am Frankfurt-Marathon von Edmonton (7 Stunden Zeitunterschied) in die verregnete Mainmetropole.

Bereit für den großen Tag

Vom Start an der Frankfurter Messe ging es erst einmal durch das Frankfurter Zentrum. Nach dem Passieren des Eschenheimer Tores folgte bei Kilometer 13 die Mainüberquerung. Museumsufer, Niederad und Schwanheim waren die nächsten Stationen. Bei Kilometer 24 folgte die zweite Mainüberquerung. Nach der großen Wende in Hoechst und der langgestreckten Mainzer Landstraße ging es zurück in die Innenstadt. In der Festhalle warteten dann das Ziel und die Medaille.

Ute fasste ihre Befragung der einzelnen BELC Teilnehmer zu einem kleinen Bericht zusammen:

Martin: Er war wie immer gut drauf und voller Vorfreude. Nach seinem Erfolg am Main (auf 10 km unter 40 min) nahm er sich vor 3:15 Std. zu laufen. Er konnte seine Zeit dem Wetter geschuldet nicht erreichen. Er war aber trotzdem sehr zufrieden, denn die Erreichung seiner Vorgabe, in Offenbach unter 40 Minuten zu laufen, war ihm zunächst wichtiger als der Marathon ==> Ziel erreicht. Hätte die Zeit von 3:15 Stunden noch gepasst, wäre es quasi ein Doppelsieg geworden.

Wolfgang hatte sich das Ziel gesteckt, mit einer Zeit von 3:45 Std. in die Festhalle einzulaufen. Alles lief super, die Vorbereitung war perfekt, eigentlich sollte nichts schiefgehen. Lange Zeit war er auf Kurs, doch dann spürte er schon die Wade und nicht lange danach kam ein schwerer Krampf. Diesen lästigen Begleiter musste er pausierend erst einmal wieder loswerden. Die Zielzeit war dahin. Aber „how it goes“, es war bestimmt nicht sein letzter Marathon.

Oliver, unser schnellster Mann vom BELC, war froh diese Zeit geschafft zu haben. Schneller geht immer, aber nicht an diesem Sonntag. Oliver war in der Vorbereitung nicht ganz verletzungsfrei, und dadurch kommt natürlich auch ein intensives Training zu kurz. Sein Gang beim Stammtisch war nicht rund und man merkte schon, dass er alles gegeben hat. Wirklich eine tolle Leistung: Seine Zeit von 3:26 Std. kann sich sehen lassen. Gerade bei einer Halbmarathondurchgangszeit von 1:34 Stunden.

Roberto hat noch einige Meter vor sich

Roberto: Er wollte es unter 4 Std. angehen. Auch er war nach dem Erfolg in Offenbach über die 10 Kilometer kühn und guter Dinge. In der Gruppe um David, Corina und Hugo konnte er bis ca. Kilometer 25 mithalten, dann wurde ihm das Tempo zu schnell. Lieber einen bisschen langsamer und gut im Ziel ankommen, war nun sein Motto. Ich hatte ihm schon vorher dezent gesteckt, dass ich ihn nicht noch einmal überholen möchte. In Höchst bekam ich ihn kurz zu Gesicht, aber eingeholt habe ich ihn nicht mehr, dafür war der junge Hüpfer dieses Mal doch zu schnell für mich. Im Ziel haben wir uns gleich gefunden. Er war froh, es geschafft zu haben. Seinem Ziel, unter 4 Std. zu laufen, ist er wieder ein Stück näher gekommen.

Roberto: Trotz Regen ein Lächeln

Reinhard: Die Zielzeit für seinen 3. Marathon in Folge war um die 4:00 Std. Am Anfang ein bisschen zu schnell und am Ende konnte er die Zeit nicht mehr rauslaufen. Es fehlten ein paar Körner. Berlin folgte München, und dann Frankfurt. Alle drei Marathons in relativ kurzer Zeit hintereinander – dass man da als Hobbyläufer keine Bestzeiten läuft, ist doch verständlich. Zuhause ein Bad mit einem(?) Weizen und die Welt ist wieder in Ordnung. Außerdem findet Reinhard, dass Frankfurt eindeutig der bessere Marathon von den Dreien ist (Beachte: Auf dem Foto hat er gleich drei Medaillen um den Hals hängen, ohne Genickstarre.

Unbeirrt dem Ziel entgegen: Corina

Corina: Sie schrieb am Abend noch an die Gruppe, dass sie nicht startet würde und dabei eine vernünftige Entscheidung getroffen hätte. Sie war schon vor zwei Wochen in Chicago am Start und wollte nichts Unüberlegtes tun. Ganz überrascht waren wir am Morgen, als sie mit uns in die U-Bahn stieg und sich dann doch spontan entschlossen hatte, uns ein paar Kilometer auf der Piste zu begleiten. Ihr tat nichts weh, also warum sollte sie dann Zuhause rum sitzen? Sie lief locker ihr Tempo und gesellte sich in die Gruppe um David, Roberto und Hugo. Hugo wollte den Pace & Peace-Maker für die Gruppe machen und dabei eine Zielzeit von knapp unter 4 Stunden ansteuern.

Kim Moore (running for BELC89): Sie sagte schon gleich, dass sie eine Läuferin für die 5 Std. Marke ist. Für sie war es nicht bezaubernd schön, den vollen Regen abzubekommen. Aber die Feier im Rad bei “German Gemütlichkeit” entschädigte sie für alles Erlittene.

Hugo de Rosnay (also running for BELC89 including Pacemaker: Hugo hielt, dass was er versprach, eine Zeit unter 4 Std. Leider dezimierte sich seine Gruppe zusehends. Nur Corina konnte ihm folgen. Er war somit auf den verschlungenen Pfaden durch die Häuserschluchten nicht alleine.

Ute holt sich noch etwas Versorgung

Und nun zu mir: Ich, Ute, ließ wieder mal in gewohnter Weise, alle ziehen und schlug mein Wohlfühltempo an. Bei meinen Splitzeiten ist zu erkennen, dass ich auch am Ende das Tempo durchaus halten konnte, also eine gute Einteilung. Bei Kilometer 32 dachte ich, na das läuft doch gut, nur noch 10 km. Das kann für mich keine Aufgabe sein. So war es auch, ich kam wie fast immer nicht gerade auf dem Zahnfleisch kriechend in der gut gefüllten Festhalle an. Na ja, vielleicht hätte ich doch etwas schneller meine Beine schwingen können. Wer weiß? Let`s see next year. Da bin ich ein Jahr reifer.

Dem Ziel entgegen

Diejenigen, die um die 4 Stunden gelaufen sind, wurden heftig mit dem immer stärker werdenden Regen konfrontiert. Ich war froh, meine Armlinge noch zu haben, denn der Wind frischte merklich auf und die Regentropfen wurden dichter, die Füße waren nass. Zum Glück war es nicht mehr so weit, denn dann wäre es sehr unangenehm und kalt geworden. Und eine Erkältung wollte ich mir nicht genehmigen.

David hat seinen Spaß

Für David war dieses Wetter wie das zuhause in London: feucht und kühl. Wo aber doch am Sonntag in der britischen Metropole Sonnenschein bei wolkenlosem Himmel und 11° herrschte. Verrückte Welt. Francfort, I love you. Aus dem Lauftagebuch von David: Irgendwann, als die Tropfen immer dichter fielen, kam mir die Melodie „Raindrops keep falling on my head“ aus dem Jahr 1969 nicht mehr aus dem Sinn. Immer wieder die Melodie summend, kämpfte ich mich wie alle anderen durch die nassen Straßen von Frankfurt. Aber von einer auf die andere Sekunde war das Lied aus meinem Kopf weg. Warum? Es war plötzlich trocken, der Boden war rot, ich war in der Festhalle.

Wenn man die 5-Kilometer-Zwischenzeiten studiert, stellt man fest, dass bei den göttlichen Herren doch so ab Kilometer 30 das göttliche dem irdischen weichen musste. Die 5-Kilometer-Durchgangsdaten stiegen dann doch stetig so fast Richtung Sonntagsrundenkilometerschnitt an. Bis auf Hugo. Der lief wie ein Uhrwerk. Bei der holden Weiblichkeit sah dies anders aus. Corina und Ute liefen sehr kontinuierlich und verwalteten ihre Zeitvorgaben sehr gut. Verfehlt wäre es, sie als sehr berechnend zu bezeichnen.

Aber die erzielten Zwischen- und Endzeiten sollten doch nicht unterschlagen werden:

  HM-Zeit Marathonzeit
Corina 1:58 3:57:53
Ute 2:09 4:21:52
Roberto 1:59 4:17:54
Martin 1:35 3:32:18
Reinhard 2:01 4:07:39
David 1:59 4:11:01
Wolfgang 1:49 4:02:28
Oliver 1:34 3:26:39
Kim 1) 2:26 4:57:44
Hugo 1) 1:59 3:58:52

1) gestartet als Gäste des Belc-Teams

Und natürlich unser Lennox: Er benötigte für den Minimarathon 24:54 Minuten.

Stolze Medaillenträger

Wie es so in Läuferkreisen üblich ist, muss nach getaner schweißtreibender Arbeit auch eine Belohnung folgen. Der Bergen-Enkheimer Laufclub gab sich wie in jedem Jahr in einem Seckbacher Etablissement bei Speise und Trank die Ehre. Unseren kanadischen Gäste gefiel es sehr gut, was man auf ihren ausgelassenen Gesichtern sehen konnte. Kim und Hugo, ihr seit immer im Kreise unserer Läuferinnen und Läufer willkommen.

Die Sieger mit Gästen